Anders, Caroline: »... der Zündstoff liegt, der diese Mine donnernd sprengt gen Himmel.«
Strategien der Ordnungsdestruktion in Franz Grillparzers dramatischem Werk. Langweilig, unzeitgemäß, bieder - das sind Etiketten, die Franz Grillparzer hartnäckig anhaften. Die Autorin weist nach, dass das angeblich so zersplitterte Werk um ein mitnichten unzeitgemäßes Grundthema kreist: Immer geht es Grillparzer darum, das Verhältnis des Einzelnen zur gesellschaftlichen Ordnung zu bestimmen. Während die frühen Dramen behaupten, dass sich psychische Ganzheit und Gesundheit der Figuren um den Preis der Integration in die vorgefundene Ordnung erkaufen lassen würden, werden die späten Texte zunehmend skeptischer: Die gesellschaftlichen Ordnungen selbst werden brüchig und stellen keine Integrationsangebote mehr bereit. Orientierungslosigkeit und psychische Krankheiten der Figuren sind die Folge. Dass Grillparzer diesen Prozess des Verlusts der Ordnung einseitig negativ zeichnet, dass er im Aufbrechen überkommener Strukturen keine Chancen, sondern nur Risiken zu sehen vermag und dass er ein Festhalten an Ordnungen auch dann noch propagiert, wenn er ihre Sinnentleertheit eingestehen muss, weist ihn als konservativen Autor aus. Mitnichten sind seine Texte deshalb aber "bieder". Vielmehr artikuliert er in ihnen präzise und vielschichtig die großen Themen seiner Zeit und die Ängste, die mit ihnen verbunden sind. 292 Seiten, broschiert (Epistemata. Würzburger wissenschaftliche Schriften. Reihe Literaturwissenschaft; Band 597/Königshausen & Neumann 2007) leichte Lagerspuren
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