Saurma-Jeltsch, Lieselotte E.: Pietät und Prestige im Spätmittelalter
Die Bilder in der Historienbibel der Solothurner Familie von Staal. Die Handschrift stellt nicht allein ein Prachtexemplar spätmittelalterlicher Buchkunst dar, sondern informiert uns auch über das Wissen, die Themen und die Sehgewohnheiten eines gebildeten Stadtbürgers des ausgehenden 15. Jahrhunderts. Alle Miniaturen sind ganzseitig abgebildet, detailliert beschrieben und um Vergleichsabbildungen ergänzt. Lieselotte E. Saurma-Jeltsch erläutert die Besonderheiten der Darstellung anschaulich und erschliesst so den Lesern Bild für Bild dieses einzigartige Werk der Buchkultur. Trotz der routinierten Ikonographie, mit der der anonyme Künstler dem Muster eines seit den zwanziger Jahren des 15. Jahrhunderts in der Werkstatt erprobten Bildprogramms folgt, lässt sich an vielen Details und neuen Formeln der Bezug zu Johann von Staal ablesen. So binden beispielsweise die zum heraldischen Zeichen eingefrorenen Greifen, die als Fabelwesen Alexander in den Himmel tragen, das 1487 von Maximilian I. bestätigte Wappenzeichen der von Staal in das Bildprogramm mit ein und zeugen von dem Wunsch des Auftraggebers, seine Familie in die Heilsgeschichte einzuschreiben. Aber auch durch die vielen raffinierten Anspielungen auf damals moderne, durch Kupferstiche verbreitete Bildmotive und die Visualisierung komplexer theologischer Debatten erweisen sich Besteller wie Buchmaler als Kenner mit einem hohen Bildungsstand. 431 Seiten mit 111 Textabb. und 75 Farbtafeln, Großformat, gebunden (Veröffentlichungen der Zentralbibliothek Solothurn; Band 30/Schwabe Verlag 2008)
statt 88,00 € 8,80 € (inkl. MwSt., zzgl. Versand)