Lindemann, Thomas: Die Macht der Perzeptionen und Perzeptionen von Mächten
Trotz zahlreicher Studien zur wilhelminischen Außenpolitik und zur Julikrise 1914 bleibt die Frage, welchen konkreten Einfluß kriegerische Mentalitäten und nationalistische Wertevorstellungen auf den Weltkriegsausbruch hatten. Die Ausblendung oder Ignorierung dieses kulturellen Aspektes unter dem Schlagwort Manipulationsideologie führt dazu, den deutschen Anteil am Weltkriegsausbruch lediglich mit Strukturmerkmalen zu erklären. Machten aber "Mittellage", zunehmende machtpolitische Schwächung des Dreibundes oder der "Widerspruch" einer industriellen Gesellschaft mit der politischen Dominanz von traditionellen Eliten den Krieg wirklich notwendig? Diese Studie wendet sich gegen einen solchen Struktur-Determinismus und hebt hervor, wie die Realität von den außenpolitischen Akteuren perzipiert wurde, ein Ansatz, der in der Disziplin der Internationalen Beziehungen schon länger verfochten wird und durch diese Fallstudie empirische Bestätigung findet. Nicht allein objektive Zwänge verleiteten in dieser Perspektive die deutschen Verantwortlichen zu ihrem Handeln in der Julikrise, sondern vor allem ihre völkisch-darwinistische Fehlinterpretation der "objektiven Strukturen". 317 Seiten, broschiert (Beiträge zur Politischen Wissenschaft; Band 118/Duncker & Humblot 2000) schwarze Filzstiftstriche auf Schnitt
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