Gelhard, Dorothee: »Mit dem Gesicht nach vorne gewandt«
Erzählte Tradition in der deutsch-jüdischen Literatur. Anhand signifikanter Beispiele beleuchtet die Autorin die Reaktionen auf historische Brüche und Zäsuren. Vergangenheit steht in der jüdischen Kultur nicht hinter, sondern vor uns: Das Wort "panim" ("Gesicht") steckt darin, das auch "in seiner Gegenwart" bedeutet. Deutsch-jüdische Literatur hinsichtlich ihrer Einstellung zur Tradition zu befragen, führt zu der Überlegung: Wohin wenden die Autoren ihr Gesicht? Wo stehen sie in der Überlieferungskette? Stehen sie mit dem Rücken zur Vergangenheit oder wenden sie ihr das Antlitz zu? Es gab im Verlauf der jüdischen Geschichte vor der Shoa zwei große Zäsuren, die die Kontinuität von außen unterbrochen haben, die in der Dichtung intensiv reflektiert werden und die teilweise zu einem Abwenden von der Tradition geführt haben: Der Einbruch der griechischen und arabischen Philosophie in das Judentum im spanischen Mittelalter und in der Neuzeit die Haskala. Jedesmal musste sich die jüdische Literatur danach neu orientieren und positionieren, wobei sie stets bemüht war, die beiden Pole Wortmagie und Wortzeichen auszubalancieren. Diesen jeweils sehr unterschiedlichen Reaktionen wird in der Studie anhand einiger signifikanter Beispiele aus der deutsch-jüdischen Literatur nachgegangen. IX,235 Seiten, gebunden (Jüdische Kultur. Studien zur Geistesgeschichte, Religion und Literatur; Band 17/Harrassowitz Verlag 2008)
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