Gribnitz, Barbara: Schwarzes Mädchen, weißer Fremder
Studien zur Konstruktion von 'Rasse' und Geschlecht in Kleists Erzählung "Die Verlobung in St. Domingo". Die Arbeit versteht Kleists Erzählung als Bestandteil des Rassendiskurses und des Geschlechterdiskurses um 1800. Sie orientiert sich methodisch an diskursanalytischen Verfahren, sucht also nicht nach verborgenen Bedeutungen der Rassen- oder der Geschlechterdifferenz, um dem Text keine Kohärenz zu verleihen, die nicht seine eigene ist. In einer detaillierten Textanalyse werden an Hand der Selbst- und Fremdbilder der Protagonisten die Herstellungsmechanismen von weiblichen und männlichen Positionen in ihrer Verknüpfung mit schwarzen und weißen Positionen untersucht. Die Aussagen über 'Rasse' und Geschlecht treten in Beziehung zu den Aussagen anderer Texte, die sich wie Kleists Erzählung in der Schnittfläche beider Diskurse situieren. Obwohl der Platz der Verlobung in St. Domingo in diesem komplexen diskursiven Feld auch durch exklusive Erzählstrategien der Veruneindeutigung bestimmt wird, zeigt doch die Analyse der Herstellungsmechanismen von 'Rasse' und Geschlecht, daß der Text Kleists in dieser Beziehung eine nicht unwesentliche Einschränkung seiner gewöhnlich angenommenen Singularität erfährt. 222 Seiten, broschiert (Epistemata. Reihe Literaturwissenschaft; Band 408/Königshausen & Neumann 2002) leichte Lagerspuren
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