Erinnern und Vergessen in der Europäischen Romantik

Erinnern und Vergessen in der Europäischen Romantik

Hrsg. von Günter Oesterle. Soziokulturelle Umbruchsituationen sind Hochzeiten der Erinnerung an die Erinnerung. Der hier vorgelegte Kolloquiumsband focussiert das Problem der Depotenzierung der räumlich ausgerichteten Memoria und die Ermächtigung der das "Zeitverhältnis" bedenkenden Erinnerung. Die versammelten Studien von Aleida und Jan Assmann, von Ulrich Stadler, Thomas Wirtz, Manfred Weinberg, von Christine Lubkoll, Ralf Simon, Liliane Weisberg, Stefan Matuschek und Heinz Brüggemann sind bemüht, bislang kaum beachtete Aporien, prekäre Balancen, paradoxale Konstellationen und mediale Vermittlungen der Erinnerung wie des Vergessens um 1800 herauszuarbeiten. Auf diese Weise kommen sowohl die poesiekonstitutive Funktion romantischer Erinnerung wie die Dekonstruktion romantischer Mythen in einer Poetik des radikalen Vergessens variantenreich als Verschränkung von Erinnern und Vergessen im melancholischen Gedicht oder als ein am Phänomen der Wiederholung orientierter Erinnerungsmodell in den Blick. Thematisiert werden die Konjunktion von Erinnerung, Sehnsucht und esoterischem Wissen wie der Aufstieg der Hermeneutik zu einer gedächtnisregulierenden Macht. Der Reflexion der spezifischen Medialität des bildlichen Gedächtnisses korrespondiert die Beschreibung romantischer Texte in der ihnen eigenen palimpsestartigen Durchdringung unterschiedlicher historischer Zeiträume. Schließlich wird die Spannweite der romantischen Erinnerungspoetologie von der Unbotmäßigkeit des Gedächtnisses bis zur politischen Funktionalisierung in der Spätromantik ausgemessen. So kommen romantische Erinnerungsexperimente verschiedenster Art zur Sprache. Sie reichen vom Mythos der Ersterinnerung bis zur Speicherüberforderung, von der Erprobung von Zirkulationsmodellen und ihrer Ausbremsung durch Kurioses bis zu Zeichentheorien, von der Treue- und Gerechtigkeitserinnerungsforderung der entstehenden "Philologie" und Quellenkritik bis zu hermetischen Verschlüsselungen und hieroglyphischer Überschreibung. - Aus dem Inhalt: Günter Oesterle: Erinnerung in der Romantik. - Jan Assmann: Hieroglyphische Gärten. Àgypten in der romantischen Gartenkunst. - Ulrich Stadler: Über den Umgang mit Erinnerungen. Gedächtnis-Konzepte in deutschsprachigen Texten um 1800. - Thomas Wirtz: Schleiermacher zum Gedächtnis. Über geglückte Aporien der romantischen Hermeneutik. - Manfred Weinberg: "Nächstens mehr." Erinnerung und Gedächtnis in Hölderlins Hyperion. - Ralf Simon: Konstruierte und destruierte Medien des Erinnerns in Achim von Arnims Romanfragment "Die Kronenwächter". - Aleida Assmann: Fond aus der Urzeit. Bilder als Speicher des Unbewußten in Diskursen der Romantik. - Christine Lubkoll: "Mon esprit s'exile". Erinnern und Vergessen in melancholischen Gedichten der Romantik. - Liliane Weissberg: Wiederholungen. - Stefan Matuschek: Poesie der Erinnerung. Friedrich Schlegels Wiener Literaturgeschichte. - Heinz Brüggemann: Sammlung und Spiel: Bild-Räume aus kulturellem Gedächtnis, Erinnerung und Vergessen in "Gockel, Hinkel, Gakeleia. Mährchen, wieder erzählt von Clemens Brentano" (1838). 278 Seiten, broschiert (Stiftung für Romantikforschung; Band 20/Königshausen & Neumann 2001) leichte Lagerspuren

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Sachgebiete: Kulturwissenschaften | Allg. u. vergleich. Literaturwissenschaft | Literatur der Romantik
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