Baum, Michael: Kontingenz und Gewalt
Semiotische Strukturen und erzählte Welt in Alfred Döblins Roman 'Berlin Alexanderplatz'. Diese Neuinterpretation bietet eine textnahe Lesart des Romans, welche die Interdependenz von Kontingenz- und Gewaltphänomenen ins Zentrum des Interesses rückt. Themen wie das Gefängnis als ikonisches Zeichen, die poetische Funktionalisierung des Körpers oder die Macht der Diskurse werden dabei ausführlich untersucht und in den Kontext der für den Roman grundlegenden Sprachproblematik gestellt. Die Arbeit geht induktiv vor, indem sie auf Basis eines reflektierten Zeichenbegriffs die spezifische Form des Romans erhellt und dabei den zeitlichen Aspekt der Zeichenkonstitution herausstellt, der dem Text als linear verlaufende, aber kybernetisch funktionierende Beziehung indexikalischer Zeichenfunktionen eingeschrieben ist. Diesem virtuell unendlich erweiterbaren Zeichenraum der Stadtzitate und kulturgeschichtlichen Assoziationen arbeiten Techniken narrativer Kontrolle entgegen; sie lassen sich symptomatisch als Zeichen für die Wahrung der Autorfunktion lesen. Auf der inhaltlichen Ebene wiederholt sich das Wechselspiel: Kontingenz prägt den großstädtischen Erfahrungsraum und die historische Situation. Strukturen der Disziplinierung und Gewalt (historisch-soziologisch gedeutet mit Hilfe der Foucaultschen Machtanalysen) marginalisieren das nach substanziellen Bindungen sich sehnende Subjekt; darauf verweisen die beschädigten Körper der Figuren und deren sich in anonyme Diskurswelten auflösende Individualität. 265 Seiten, broschiert (Epistemata. Reihe Literaturwissenschaft; Band 429/Königshausen & Neumann 2003) leichte Lagerspuren
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