Jessen, Caroline: Kanon im Exil
Lektüren deutsch-jüdischer Emigranten in Palästina/Israel. In fünf exemplarischen Fallstudien widmet sich die Autorin Büchersammlungen und Lesebiografien deutsch-jüdischer Emigranten und fragt, warum welchen Autoren und Texten eine besondere Bedeutung in Leben und Erinnerungsdiskursen der Emigranten zukam. Kanonforschung als Gedächtnis- und Diskursgeschichte. In nutzlos gewordenen Büchersammlungen ist das Nachleben einer vor dem Holocaust in Deutschland so lebendigen jüdischen Kultur in Israel präsent: In diesen Büchern materialisieren sich Fragmente einer Kultur, die sich mit den Einwanderern und Geflüchteten aus Deutschland nach Palästina gerettet hatte und die nun mit der letzten Generation ihrer Träger aus dem israelischen Alltag verschwindet. In Aussagen über gerettete und verlorene Bücher, vor allem aber in gelesenen und bewahrten Texten zeigen sich Spuren einer »inneren« Geschichte der jüdischen Emigration. Der Kanon im Exil verweist auf die Vergangenheitsform einer Lesekultur und auf die Emigration und Vernichtung jüdischen Lebens in Deutschland. Er ist ein Kanon des Verlusts und zugleich ein Versuch, diesen Verlust zu thematisieren. Die Autorin beschäftigt sich anhand von fünf exemplarischen Fallstudien zu aufgelösten Privatbibliotheken mit dem Paradoxon einer besonderen Verständigung über Literatur, die zugleich Nähe und Distanz zu einer deutschen Gegenwart markiert. 398 Seiten mit 28 Abb., gebunden (Wallstein Verlag 2018) leichte Lagerspuren
statt 42,00 € 4,20 € (inkl. MwSt., zzgl. Versand)