Shin, Dong-Do: Die Verkehrtheit der Mittel
Lust und Unlust an der Gewalt in Schillers Ästhetik und späten Dramen. Ziel dieser Studie ist es, Schillers Menschenbild umfassend auf der Grundlage seiner Philosophie der Physiologie zu rekonstruieren und systematisch auf seine Konzeption der ästhetischen Bildung durch die tragische Kunst zu beziehen, die in den späten Dramen, nicht zuletzt im hier exemplarisch behandelten "Wallenstein" ins Blickfeld rückt. Schillers Theoriebildung von der Philosophie der Physiologie bis zu den Briefen Über die ästhetische Erziehung des Menschen ist auf eine "nützliche Revolution im Wissensreich" gerichtet. "In der That, ich", schreibt Schiller, "find es meiner Absicht gemässer, Theorien umzustoßen, als neuere und beßere zu schaffen". Wie ist es dann möglich, sich als letzte zu begründen, ohne sich als letzte festzulegen? Schillers Kunstphilosophie wird auf dem Boden eines spezifisch neuzeitlichen Verständnisses vom Menschen eigens erst begründet. Schiller verwandelt die lebenspraktische Unbestimmbarkeit des Menschen in eine Möglichkeit der Philosophie, sich kritisch zu reflektieren. Aber wie lässt sich die Grundspannung, gemäß Schillers Absicht, als Absage an alle theoretische Philosophie aushalten? Diese Absicht wird kritisch bilanziert in einer Lektüre der Dekonstruktion als Bildungsgeschichte einer Theorie, die sich über sich selbst erhebt. Im Versuch, das Umstoßen der Theorien ins Werk zu setzen, und zwar "mit ihren eigenen Waffen", wird die Dekonstruktion zur unfreiwillig theoretischen Passage durch die Verkehrtheit der Mittel. Denn Schillers Theoriebildung ist bloß ein Schein, der nicht einmal in seinen theoretischen Schriften gewahrt werden kann, wie in seinen späten Dramen gezeigt wird. 261 Seiten, broschiert (Epistemata. Reihe Literaturwissenschaft; Band 748/Königshausen & Neumann 2012) leichte Lagerspuren
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