Hoffmann, Ines: Sinnlichkeit und Abstraktion
Versuch, einen expressionistischen Text zu lesen. Die Expressionisten, so heißt es in der Forschungsliteratur immer wieder, bedienten sich eines "Deformationsstils". Diese These basiert auf einer Weltsicht, die von namhaften Wissenschaftlern des beginnenden 20. Jahrhunderts, nicht aber von den Künstlern und Literaten des expressionistischen Jahrzehnts geteilt wurden. In "Sinnlichkeit und Abstraktion" werden diese unterschiedlichen Perspektiven dargestellt. Zunächst werden im Rahmen einer Analyse einschlägiger, das Denken des 20. Jahrhunderts maßgeblich prägender Texte die geistigen Hauptströmungen jener Zeit skizziert. Anschließend wird die expressionistische Weltanschauung exemplarisch am Beispiel des 1919 erstmals unter dem Titel "Schöpferische Indifferenz" erschienenen und bislang wenig beachteten philosophischen Hauptwerks des Dichter-Philosophen Salomo Friedlaender-Mynona dargestellt. Insbesondere wird gezeigt, daß die Expressionisten mit weltanschaulich belasteten Begriffen wie "Rationalität", "Moral", "Kultur", "Gott", "Wille" etc. andere Inhalte verbanden als führende Wissenschaftler jener Zeit. Letztere prägten auch die Sprache zahlreicher Literaturwissenschaftler, so daß die Literaten und die Wissenschaftler bisweilen buchstäblich aneinander vorbeireden. Es wird implizit eine expressionistischen Texten angemessene Lesart entwickelt, die im abschließenden Teil der Untersuchung für die Interpretation eines literarischen Textes von Mynona fruchtbar gemacht wird. 214 Seiten, broschiert (Epistemata. Reihe Literaturwissenschaft; Band 347/Königshausen & Neumann 2001) leichte Lagerspuren
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