Schulte, Jörg: Eine Poetik der Offenbarung
Isaak Babel', Bruno Schulz, Danilo Kis. Kann ein Werk der weltlichen Literatur auf jene Weise gelesen werden, auf die Rabbiner in den Kommentaren von Talmud und Midrasch den Text der Torah lesen und auslegen? Auf diese Frage antwortet die Studie, indem sie zunächst anhand eines Talmudabschnitts die Besonderheiten rabbinischer Lektüre zeigt. Aus dem Werk von Lévinas gewinnt sie jene Termini, die Verfahren der rabbinischen Exegese in die der griechischen Tradition verpflichteten Sprache der Philosophie bzw. der Poetik übertragbar machen. Mit ihnen wird der Unterschied zwischen "rabbinischer" und "griechischer" Lektüre fassbar. Auf "rabbinische" Weise werden in drei eigenständigen Kapiteln die Werke der drei in Rede stehenden Autoren gelesen. Im Werk von Babel' weisen rabbinische Verfahren auf das äußerst vielfältig verborgene Mythologem des christlichen Täufers, während sie bei Bruno Schulz eine auf der jüdischen Zeitrechnung beruhende kalendarische Struktur offenlegen. Der Roman 'Garten, Asche' von Danilo Kis schließlich wird als eine Neuschaffung dieser Komposition gelesen, die gleichsam einen verborgenen Kommentar zu Schulz’ Zyklen bildet. VI,238 Seiten, gebunden (Jüdische Kultur; Band 12/Harrassowitz Verlag 2004)
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